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Grundlagen magnetischer Kreise
Um magnetische Kreise irgendwie rechnerisch auf einfache Weise in den Griff zu bekommen, bedienen wir uns der Analogie zwischen einem elektrischen und einem magnetischen Kreislauf.
Berechnungen in elektrischen Kreisen sind elementar und sind sicher schon jedem Student der Elektrotechnik in den ersten Semestern geläufig.
Bei der Betrachtung magnetischer Zusammenhänge tut man sich damit schon viel schwerer. Berechnungen in der magnetischen Welt sind für den praktizierenden Elektroniker, der sich in aller Regel in elektrischen Kreisen recht gut auskennt, eine allenfalls obskure Sache und entziehen sich sehr oft recht widerspenstig einer halbwegs exakten quantitativen Definition. Allzuoft ist die Konstruktion von z.B. von Übertragern von DC/DC-Konvertern eine Vergehensweise des gezielten Probierens einhergehend mit einer ganzen Portion Erfahrung, oder die Werte für den Aufbau solcher Geräte werden mit Hilfe von Herstellerangaben oder -programmen gefunden. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, wenn es nachher funktioniert.
In diesem Aufsatz wollen wir aus der Sichtweise eines Elektronikers, der Tag für Tag in elektronischen Schaltungen zu Hause ist, diese berechnet oder simuliert und damit gut zurecht kommt, uns an magnetische Kreise heranwagen, ohne zu sehr in den Magnetismus einzutauchen. Wir werden versuchen, die magnetischen Grössen und Zusammenhänge auf elektrische Vorgänge zuführen und sie so in ein Korsett zu bringen, das uns erlaubt, die ganze Angelegenheit wie ein elektrischen Stromkreis zu betrachten.
Wir haben die Möglichkeit dadurch, Schaltungssimulationsprogramme wie PSPICE, Spice3f5 usw. , Tabellenkalkulationen auf magnetische Kreise in einfache Weise anzuwenden.
Diese Gedanken finden ihre Realisierung in einem Wirkprinzip zum Schutze der galvanischen Isolation vor dem Durchschmelzen bei DC/DC-Wandlern in Netzteilen, was am Ende eine breiten Raum dieses Aufsatzes einnehmen wird.
Wir berechnen einen magnetischen Kreis an einem Ferritkern der aus zwei Hälften besteht und folgende geometrischen Abmasse besitzt:
Bild 6: Abmasse des EF16-Ferritkernes
Der Hersteller von solchen Kernen gibt dazu die unterschiedlichsten Parameter der Masse an, wovon für unsere Abschätzung die Anfangspermeabilität µi bei Ta=25°C vorerst interessant ist:
Wir werden uns für zwei Materialien interessieren und wollen uns die Ferritmassen N30 und N27 stellvertretend von der Fa. Siemens Matsushita Components vornehmen:
Bild 7: Schematische Zusammensetzung eines magnetischen Systems, dass aus zwei Ferrithälften besteht und zur Vereinfachung in einzelne Segmente zerlegt ist.
Uns
sind alle Abmasse des Kernes bekannt, und wir zerlegen unseren
Ferritkern zur Vereinfachung in für die Berechnung passende
Stücke. Wir gehen auch davon aus, dass an den hochgeschliffenen
Flächen zwischen Rm3 und Rm4 sowie zwischen Rm8 und Rm9 kein
Luftspalt existiert, was natürlich in der Praxis nicht stimmt,
aber zur Vereinfachung einmal angenommen wird. Diese Teile, insgesamt
10 Stück, und der Luftspalt zwischen Rm1und Rm6, falls
vorhanden, bilden den magnetischen Gesamtwiderstand Rmg mit einer
magnetischen Spannungsquelle MMK =
I
* Wi:
Die Widerstände Rm1, Rm2 , Rm3, Rm7 und Rm8 gehören zur Kernhälfte 1, die Widerstände Rm4, Rm5, Rm6, Rm10 und Rm9 zur Kernhälfte 2.
Bild 8: Das Ersatzschaltbild des EF16-Übertragers. Die einzelnen Ferritsegmente werden als magnetische Widerstände betrachtet.
Unser
Schaltbild sieht nun wie ein elektrischer Kreis aus, den wir nun wie
eben einen solchen berechnen können, also die entsprechenden
Ströme (=magnetischen Flüsse
)
und Spannungsabfälle . Dafür müssen wir erst einmal
die einzelnen magnetischen Widerstände von Rm1 bis Rm10 und den
magnetischen Widerstand des Luftspaltes RmL abschätzen. Bei
dieser Berechnung der magnetischen Flüsse vereinfachen wir auch
noch, dass ein Grossteil des magnetischen Flusses sich im Ferrit und
über den Luftspalt zwischen dem Mittelschenkel abspielt und dass
der Luftspalt sehr viel kleiner als die Breite des Mittelschenkels
ist (0,06 mm << 4,7mm).
Bild 9: Nicht ganz masstabsgetreue Darstellung des Luftspaltes im Mittelschenkel des EF15-Kernes
Für die Widerstandsberechnung nehmen wir die Beziehung
zu Hilfe und fangen mit Rm1 an:
Der Abschnitt Rm1 gehört zur Kernhälfte 1 mit dem Material N30 mit folgenden Parametern:
µr = 4300
l
= 8,2mm = 8,2 *10m
A
= 4,7mm * 4.7 mm = 4,7 * 10*
4,7 * 10
m
= 22,09 * 10
m
Diese
Rechnung setzt sich nun für jeden Abschnitt im magnetischen
Kreis fort, dabei sind die Materialkonstanten für den jeweiligen
eingesetzten Ferrit und für den Luftspalt zu beachten. Wir
erhalten für jeden Abschnitt einen magnetischen Widerstand Rmj.
Bemerkenswert ist, dass der 0,06mm breite Luftspalt den
weitausgrössten magnetischen Widerstand von 2162 kaufweisst.
Abschnitt |
magnetische
Widerstand in k
|
Rm1 |
68,73 |
Rm2 |
89,03 |
Rm3 |
95,55 |
Rm4 |
205,44 |
Rm5 |
191,42 |
Rm6 |
147,77 |
Rm7 |
89,03 |
Rm8 |
95,55 |
Rm9 |
205,44 |
Rm10 |
191,42 |
RmL |
2162,55 |
Tabelle 1: Errechnete Magnetische Widerstände eines jedes Segmentes der beiden Ferrithälften aus Bild 7 und 8 bei einer Temperatur von Ta=25°C
Der Gesamtwiderstand dieses magnetischen Kreises Rmg ergibt sich aus Bild 8:
Der
magnetische Widerstand, den eine magnetische-motorische Kraft
für einen EF16-Kern aus einer Hälfte N27 und N30 mit einem
Luftspalt von 0,06mm beträgt 2669,77k
Wenn jetzt auf diesen Kernverband eine Wicklung aus Kupferdraht mit
z.B. Wi=40 Windungen aufgetragen wird und durch diese Spule ein Strom
I von 0,1 A geschickt wird, dann errechnet sich ein magnetischer
Fluss:
Die MMK wird bei unseren Konstruktionen auf den Mittelschenkel angesetzt, der Fluss findet seinen Antrieb im Mittelschenkel und breitet sich über die beiden Seitenschenkel aus. Aufgrund der Symmetrie dieser beiden Seitenschenkel (gleiche magnetische Widerstände) teilt sich dieser in zwei gleichgrosse Hälften auf:
Die magnetischen Grössen lassen sich auf elektrische übertragen:
Die
magnetische Spannunngsquelle
in Awindungen entspricht der Spannungsquelle U in V. Der
magnetische Widerstand Rm in
entspricht
dem ohmschen Widerstand R in
Der magnetische Fluss
in µVs entspricht dem elektrischen Strom I in µA.
Daraus kann ein elektrischer Stromkreis gebildet werden, der in seiner Zusammenschaltung seiner ``Bauelemente'' , dem des magnetischen Kreises entspricht und mit einem Schaltungsanalyseprogramm wie PSPICE simuliert werden kann. In unserem Fall wurde der magnetische Fluss jeweils einmal ermittelt als der N30-Kern noch nicht die Curietemperatur erreicht hat und dann noch einmal, wenn die N30-Kernhälfte 130°C überschritten hat und die relative Permeabilität gegen 1 geht.
Bild 10: Schaltbild in PSPICE für den EF16-Übertrager mit 40 Windungen und einem Spulenstrom von 0,1A bei einer Temperatur von Ta=25°C
Überschreitet die Temperatur die Curietemperatur des N30-Kernes dann werden die magnetischen Widerstände Rm1, Rm2 , Rm3, Rm7 und Rm8 schlagartig grösser, weil
zu
wird.
Abschnitt |
magnetischer
Widerstand in k |
Rm1 |
295539 |
Rm2 |
382829 |
Rm3 |
410865 |
Rm4 |
205,44 |
Rm5 |
191,42 |
Rm6 |
147,77 |
Rm7 |
382829 |
Rm8 |
410865 |
Rm9 |
205,44 |
Rm10 |
191,42 |
RmL |
2162,55 |
Tabelle 2: Errechnete Magnetische Widerstände eines jedes Segmentes der beiden Ferrithälften aus Bild 7 und 8 bei einer Temperatur von Ta>130°C
Der gesamte magnetische Widerstand erhöht sich gravierend
und verringert der magnetischen Fluss :
Bild 11: Schaltbild in PSPICE für den EF16-Übertrager mit 40 Windungen und einem Spulenstrom von 0,1A bei einer Temperatur von Ta>130°C
Der magnetische Fluss im Kern bricht bei der einer Temperatur oberhalb von T > 130°C zusammen.
Mit
diesem magnetischen Modell lassen sich unter Einbindung von
mathematischen Funktionen in PSPICE Flussdichten B, Sättigung
Bs, induzierte Spannungen U=-Wi*
,
Induktivitäten L=
berechnen,
wobei die MMK eine beliebige Kurvenform in PSPICE annehmen kann
(Sinus, Rechteck, Pulse usw.) und auch bei unterschiedlichen
Temperaturen betrachtet werden kann.
Das Modell lässt sich noch verfeinern, wenn der zugegeben kleine Luftspalt an den beiden geschliffenen Flächen zwischen Rm3 und Rm4 sowie zwischen Rm8 und Rm9 beachtet wird. Durch diese erhöht sich der magnetische Widerstand um einige Prozent, je nach dem wie gut man den Schliff als fein genug annimmt ( 1 bis 3 µm) und damit verringert sich auch die Induktivität.
Die Praxistauglichkeit kann dadurch erweitert werden, aber für Abschätzungen für DC/DC-Berechnungen reicht meist obiges Modell nach unseren Erfahrungen aus:
Windungen auf EF16-Kern |
errechnete Induktivität |
gemessene Induktivität |
(N30,N27,0.06mm Spalt) |
aus
|
in µH |
10 |
37 |
31 |
20 |
149 |
124 |
30 |
337 |
289 |
40 |
599 |
520 |
50 |
936 |
834 |
Tabelle 3: Vergleich zwischen der aus dem Gesamtmagnetischen Widerstand Rm errechneten und gemessenen Induktivität L einer unterschiedlich bewickelten Spule. Nicht berücksichtigt sind die magnetischen Widerstände der geschliffenen Flächen
Aus der Tabelle 3 ist ersichtlich, dass eine Differenz zwischen errechneteter und gemessener Induktivität auftritt, die sich u.a. aus aus der Tatsache ableiten lässt, dass die beiden magnetischen Widerstände der geschliffenen Ferritflächen sowie Nebenflüsse über die Luft nicht einbezogen wurden.
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